Mai statt Januar: Der Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen hat am Dienstag seinen Bürgerempfang nachgeholt (der TV berichtete). Zugleich verlieh er Bürgerpreise für außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement.
Trier. Klaus Jensen war voll des Lobes. Nicht nur für die Träger des Bürgerpreises der Stadt Trier (siehe Extras unten), sondern generell: Für die Stadtverwaltung, für seine Dezernenten im Stadtvorstand, für Trier und die Trierer insgesamt. Deutlich war dem Oberbürgermeister in den Viehmarktthermen anzumerken, dass er allzuviel Kritik an der Stadt, an der Verwaltung und letztlich auch an seiner Person leid ist.
Gefragter Immobilienstandort
Da passte es ins Bild, dass er gleich zu Beginn seiner Rede die Genehmigung des Trierer Haushalts verkünden konnte (mehr dazu auf Seite 7). Die eher prekäre Finanzlage der Stadt erwähnte Jensen nur am Rande. Bei einem Neujahrsempfang wohl auch sein gutes Recht, da (selbst-)kritische Worte bei derlei Anlässen eher unüblich sind.
Und ein Neujahrsempfang war der Bürgerempfang schließlich – wenn auch im Mai. Grund: Im Januar habe es unter anderem durch den offiziellen Empfang des Ministerpräsidenten Kurt Beck in Rheinland-Pfalz eine solche Häufung derartiger Empfänge in Trier gegeben, dass die Stadt sich für eine Verschiebung entschied. Ein gutes neues Jahr habe er gleichwohl schon einigen versehentlich gewünscht, erzählte Jensen zu Beginn seiner Rede schmunzelnd, und erläuterte dann die aus seiner Sicht “dynamische Entwicklung, die unsere Stadt vollzieht.” Die Zahl der Arbeitslosen sei sehr niedrig, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Versicherten dagegen steige kontinuierlich an. Die Zahl der Insolvenzen läge in Trier nur halb so hoch wie im rheinland-pfälzischen Durchschnitt. Die Einwohnerentwicklung (es gibt derzeit rund 105 000 Trierer) sei positiv.
Bundesweit gehöre Trier zu den gefragtesten Immobilienstandorten. “Das ist ein Indikator dafür, dass man sich von dieser Stadt nicht abwendet sondern sich ihr zuwendet”, folgerte Jensen. Als weitere Indikatoren für die positive Entwicklung führte der OB unter anderem die überdurchschnittliche Zahl von Gewerbeanmeldungen in Trier an, überdurchschnittliche Einkommensentwicklung der Bürger und die Tatsache, dass Trier unter den hundert größten Städten auf Platz sechs bei den Übernachtungszahlen liege.
Die Herausforderungen für die Stadt zählte Jensen an den Aufgabengebieten für seine Dezernenten auf. Vor allem Schulentwicklung und Erhöhung der Kita-Platz-Zahlen beschäftigten Angelika Birk, die Konversion in Trier-Feyen und die Entwicklung in Trier-West Simone Kaes-Torchiani und die Suche nach dem neuen Feuerwehrstandort Thomas Egger. Vom Dezernentenlob ging es dann weiter zum Bürgerlob. Jensen verlieh den insgesamt mit 3000 Euro dotierten Bürgerpreis der Stadt Trier für “beispielhaftes ehrenamtliches Engagement zum Wohl der Allgemeinheit” (siehe unten). Der Bürgerpreis wird von der Sparkasse Trier gestiftet, eine Jury aus dem Oberbürgermeister und den Stadtratsfraktionen entscheidet über die Vergabe.
Marga und Rainer Haubrich erhalten den Bürgerpreis, weil sie seit vielen Jahren Pflegekinder in ihrer Familie aufnehmen. Die leiblichen Eltern dieser Kinder sind oft unfähig, sie aufzuziehen. Viele haben Alkohol- oder Drogenprobleme, sind langfristig krank oder psychisch dazu nicht in der Lage, so dass das Jugendamt Pflegefamilien suchen muss. Oberbürgermeister Klaus Jensen hob die große Verantwortung hervor, die Pflegeeltern übernehmen. Die Haubrichs haben selbst fünf Kinder. In der Patchworkfamilie brachten beide Partner Kinder mit, so waren sie gewohnt, sich auf “Neuzugänge” einzustellen. Heute haben die Haubrichs drei Pflegekinder. Marga Haubrich dankt für die mit dem Preis verbundene Anerkennung, die sie auch stellvertretend für andere Pflegeeltern in Empfang nehme. Sie wünsche sich, dass noch mehr Eltern bereit wären, Kindern aus schwierigen familiären Verhältnissen zu helfen.
Das Demenzzentrum Trier arbeitet unter anderem mit einem zehnköpfigen Team aus ehrenamtlichen Helferinnen, die zu zweit etwa zehn Demenzpatienten bei nachmttäglichen Runden betreuen. Vor allem an diese Ehrenamtler sowie an den Trägerverein war der Preis gerichtet, den der Trierer Internist Professor Bernd Krönig entgegennahm. Krönig, Vorsitzender des Trägervereins, war maßgeblicher Initiator für das Demenzzentrum. Eine Motivationsquelle für die nicht immer ganz einfache Betreuung der Demenzpatienten ist für die Helferinnen neben dem Einsatz für einen Mitmenschen die Dankbarkeit der pflegenden Angehörigen. Das Demenzzentrum berät diese, vermittelt Hilfen und bietet ein Forum zum Austausch. Krönig dankte für den Preis, nicht nur, weil die finanzielle Unterstützung willkommen sei, sondern weil er zeige, wie wichtig es sei, Demenzkranke voll in die Gesellschaft zu integrieren.
Die Trier-Gesellschaft, getragen von 400 Mitgliedern, hat sich dem Denkmalschutz in der Stadt verschrieben. Der offizielle Vereinsname lautet “Gesellschaft zur Erhaltung Trierer Kulturdenkmale”. Der Verein hat seit seiner Gründung 1982 schon 1,4 Millionen Euro für 94 größere und kleinere Projekte gesammelt. Darunter waren Großspenden für die Sanierung des Frankenturms, des Balduinsbrunnens oder des Georgsbrunnens am Kornmarkt, aber auch für viele kleinere Projekte in den Stadtteilen oder die Anschaffung wertvoller Stücke für die Museen sowie die Unterstützung von Ausstellungen. Allein für die Sanierung des Frankenturms, bei dem die Trier-Gesellschaft auch als Bauherr auftrat, kamen über 100 000 Euro an Bürgerspenden zusammen. Vereinsvorsitzender Gert Burscheid nahm den Preis der Stadt dankend entgegen und nutzte die Gelegenheit gleich zur weiteren Mitgliederwerbung.